Als eine der wenigen noch erhaltenen Hausbrücken in Thüringen stellt die „Stadtparkbrücke Sömmerda“ ein einmaliges Zeugnis vergangener Brückenbaukunst dar.
Sie wurde im Jahre 1904 als Zugang zum Stadtpark errichtet und prägt seitdem das Stadtbild Sömmerdas. Die Brücke bildet zusammen mit dem Stadtpark, dem in der Nähe befindlichen Pfarrhaus und der Dreysemühle mit dem Mühlgraben ein wertvolles Denkmalensemble. Das Holztragwerk – ein doppeltes Hängesprengwerk – ist überdacht und mit zweifarbigen Ziegeln gedeckt. Die Dachdeckung des 3-teiligen Daches war durch die Anordnung von besonderen Zierziegeln am First und an den Graten einzigartig. Aufgrund des sich enorm verschlechternden Bauzu-standes und des drohenden Einsturzes (Diagonalstreben verfault, Schädigungen aller Hölzer durch Fäulnis und Insektenfraß) wurde 1987 eine Sicherungsmaßnahme zum Erhalt der Brü-cke durchgeführt. Nach Ausbau des nicht mehr funktionsfähigen Tragwerkes und Einbau einer Stahlbehelfsbrücke wurde die Hausbrücke oberflächlich saniert und ohne eigene Trag-wirkung auf der Behelfskonstruktion aufgelagert.
Erst im Jahr 2012 erfolgte die grundlegende Instandsetzung des Bauwerkes im Rahmen der Stadtsanierung. Ziel der Baumaßnahme war es, das Denkmal in seinem ursprünglichen Zustand als Hausbrücke auf freitragenden Hän-gesprengwerken, aufgelagert auf neuen Unterbauten, wiederherzustellen. Dabei sollten so viel wie möglich vorhandene Hölzer (insbesondere Traghölzer) wiederverwendet werden. Dazu wurde die Brücke ausgehoben und vor Ort demontiert und fachgerecht instandgesetzt. Alle 4 fehlenden Füße der Haupttragglieder wurden durch Verlängerung der Diagonalstreben wiederhergestellt und kraftschlüssig mit dem Widerlager verbunden. Die zum Teil nicht mehr vorhandenen Holzverbindungen wurden durch originalgetreue zimmermannsmäßige Kon-struktionen (Verplattungen, Verzapfungen, Verkämmungen) ersetzt. Statisch wurde die Hausbrücke als räumliches Tragwerk simuliert und so die erforderliche Tragfähigkeit (ohne Hilfskonstruktion) nachgewiesen. Durch die Anordnung von horizontalen Elastomerlagern konnte die Zwängungsfreiheit der Hausbrücke gewährleistet werden.
Die kunstvolle Zie-geleindeckung wurde komplett originalgetreu nachgebildet. Das neue Dach in Verbindung mit konstruktivem und chemischem Holzschutz aller Holzbauteile sichert dem Bauwerk bei normalen Unterhaltungsaufwendungen eine hohe Dauerhaftigkeit und nun wieder ein langes Leben.
Fotos: Ingenieurbüro KLEB GmbH
Verantwortliches Kammermitglied
Herr Dipl.-Ing. Alexander Schulz
Ingenieurbüro Kleb GmbH
Gustav-Freytag-Straße 29
99096 Erfurt
Auftraggeber: Stadtverwaltung Sömmerda
Bauvorhaben: Instandsetzung/ Wiederherstellung der denkmalgeschützten Fußgängerbrücke über den Mühlgraben als Zugang zum Stadtpark in Sömmerda
Planungszeit: 2011 – 2013