Erfurt verfügt über ca. 240 Brücken, die die zahlreichen kleinen Wasserläufe, diese sind ein wichtiger Bestandteil der städtischen Infrastruktur, überspannen. Nun wurde Erfurt noch um elf außergewöhnliche Brücken reicher…
Brücken gebaut & zerstört
Mit Blick auf die Auswirkungen der demografischen Entwicklung gewinnt die Thematik der Nachwuchsgewinnung auch beim Berufsstand der Ingenieure zunehmend an Bedeutung.
Die Ingenieurkammer Thüringen sieht u. a. in dem Format Schülerwettbewerb, wie ihn auch die Fachhochschule Erfurt – Fachrichtung Bauingenieurwesen durchführt, eine geeignete Möglichkeit um Schüler für ingenieurtechnische Sachverhalte zu begeistern.
Nach den erfolgreichen Thüringer Schülerwettbewerben unter dem Motto „Türme für Erfurt“ fand der diesjährige Wettstreit, nunmehr schon in der fünften Auflage, mit einer Aufgabenstellung zur Brückenkonstruktion statt.
Erfurt verfügt über ca. 240 Brücken, die die zahlreichen kleinen Wasserläufe, diese sind ein wichtiger Bestandteil der städtischen Infrastruktur, überspannen. Nun wurde Erfurt noch um elf außergewöhnliche Brücken reicher. Zur Teilnahme am Brückenbau-Wettbewerb waren jeweils bis zu sechs Teammitglieder unter Leitung einer Lehrerin oder eines Lehrers aufgerufen. Zehn Teams aus Thüringer Schulen sowie eine Schülergruppe aus der tschechischen Technikerschule in Kadan wurden zum Wettbewerb zugelassen.
Die Wettbewerbsteilnehmenden sollten aus Papier eine leichte und zugleich stabile Brücke bauen. Dazu wurde ihnen eine „Brücken-Box“ mit sämtlichen Lehr- und Baumaterialien für die Konstruktion zur Verfügung gestellt. Zudem mussten alle Modelle in ein Lichtraumprofil von maximal 140 cm Länge, 25 cm Breite und 50 cm Höhe passen.
Am 30.01.2014 gab Prof. Dr.-Ing. Holger Schmidt, Fakultät Bauingenieurwesen/Konservierung und Restaurierung der FH Erfurt, den Teilnehmern im Rahmen der Einführungsveranstaltung einen interessanten Einblick in die Grundlagen der Statik. Er ging auf die wesentlichen Unterschiede zwischen Zug- und Druckkräften ein und gab zahlreiche wichtige Hinweise für eine stabile Konstruktion, wie u.a. gleichmäßige Lastverteilung und symmetrisches Bauen. Anschließend konnten die Schüler praktische Eindrücke in den Laboren der FH Erfurt sammeln. Nach der theoretischen und praktischen Wissensvermittlung erhielten die Teilnehmer die sogenannte „Brücken-Box“ zur Konstruktion des Turmes und waren somit mit allen notwendigen Lehr- und Baumaterialen ausgestattet.
Die zugelassenen Teams mussten ihre Konstruktionen am 27. März 2015 einer Begutachtung vorstellen, dabei fand auch ein Belastungstest statt. Bewertet wurden neben dem Verhältnis von Traglast zu Eigenlast auch visuelle Kriterien wie Kreativität und Gestaltung der Brücke.
Originelle und mit Begeisterung konstruierte Brücken aus Papier schmückten zu Beginn des Wettbewerbs das Foyer der Fachhochschule. Nachdem die Jury geprüft hatte, dass nur die zugelassenen Materialen verwendet wurden, wurden im nächsten Wettbewerbsabschnitt alle gebauten Brücken einem Belastungstest unterzogen. Die „Zerstörung“ der Schülerkreationen war nicht nur spektakulär, sie war auch das wichtigste Bewertungskriterium, denn das Verhältnis von Traglast zu Eigengewicht floss mit 70 % in die Gesamtbewertung ein. Die eingereichte Dokumentation und die gegenseitige Bewertung der Schüler auf Kreativität und Qualität machten jeweils 10 % der gesamten Bewertung aus.
Den zweiten Brückenbauwettbewerb hat das Team der Goetheschule in Ilmenau gewonnen. Tristan Wolf, Felix Möller, Markus Ismer, Jannis Warweg, Tilman Gretsch und Erik Marr (Klasse 10 & 11) wurden von Lehrerin Bianka Krämer betreut. Ihre Brücke hielt einer Last von 464 kg bei einem Eigengewicht von 2,181 kg stand. Das entspricht einem Quotienten von Traglast zu Eigengewicht von ca. 213. Platz 2 ging an das Team der tschechischen Technikerschule, gefolgt vom Team der Walter-Gropius-Schule, mit Verhältnissen von Traglast zu Eigengewicht von 70 bzw. 55. Weitere zwei Brücken wurden für Ihre ansprechende Gestaltung mit dem Kreativpreis des Verbandes Beratender Ingenieure – Landesverband Thüringen ausgezeichnet. Diese Preise erhielten zwei Gruppen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Lengenfeld unterm Stein.
Die Jury, bestehend aus Studierenden, Professoren, Mitarbeitern der Fachrichtung Bauingenieurwesen und dem Vizepräsidenten der Ingenieurkammer Thüringen und Vorsitzender des VBI – Landesverband Thüringen, Herrn Dr.-Ing. Hans-Reinhard Hunger, vergab insgesamt 750 € an Preisgeldern. Herr Dr.-Ing. Hunger überreichte den Siegern die Urkunden und Preise. Die Ingenieurkammer Thüringen stiftete 500 €, der Verband Beratender Ingenieure – Landesverband Thüringen beteiligte sich mit 250 €.
Der Schülerwettbewerb als gemeinsame Initiative der Ingenieurkammer Thüringen, des VBI-Landesverband Thüringen und der FH Erfurt hat zum Ziel, den Schülern technische und naturwissenschaftliche Fächer näher zu bringen und Ingenieurtalente zu fördern. Der Wettbewerb konfrontiert die bis zu sechsköpfigen Schülerteams mit bautechnischen Fragestellungen und bietet die Chance, ingenieurtechnische Gesetzmäßigkeiten zu erkunden und kreativ umzusetzen.
Angesichts eines großen Lern- und Spaßfaktors für die Schüler und einer wahrnehmbaren medialen Beachtung war der Schülerwettbewerb wieder ein großer Erfolg und soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden.
Caroline Illhardt
Öffentlichkeitsarbeit
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