Auszug: Broschüre Thüringer Staatspreis 2015
Haus ``Zur Sonne`` in Jena
Das Haus „Zur Sonne“ ist eines der ältesten Häuser von Jena, was durch bauhistorische Untersuchungen eindrucksvoll belegt ist. In der jetzigen Form zeigt das Gebäude das Erscheinungsbild des 19. Jahrhunderts, welches im Zusammenschluss von ursprünglich zwei Gebäuden mit einer Neugestaltung und Überformung der Marktfassade seinen Ausdruck fand. Ab Anfang der 1990er-Jahre war das Haus unbewohnt und nur unzureichend gesichert. Dies führte zu einem Verfall des Gebäudes, dem erst durch die Sanierung in den Jahren 2010 bis 2013 Einhalt geboten wurde.ich 4,6 Mio. €/Jahr.
Der mit 15.000 Euro dotierte Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen wird in diesem Jahr zum vierten Mal gemeinsam vom Bauministerium und der Thüringer Ingenieurkammer vergeben. Mit dem Haus „Zur Sonne“ wird im diesjährigen Wettbewerb die Sanierung eines der ältesten Gebäude in Jena mit einem Preisgeld von 9.000 Euro gewürdigt. Ausgezeichnet wurden dabei das Ingenieurbüro Dr. Krämer GmbH (Weimar), der Entwurfsverfasser ehemals Rittmannsperger + Partner (Erfurt) und die WG Carl Zeiss e.G. (Jena). Drei weitere Bauvorhaben erhielten Anerkennungen in Höhe von jeweils 2.000 Euro.
Bauherr
WG „Carl Zeiss“ e.G. Jena
Ingenieurbüro
IB Dr. Krämer GmbH Weimar
Brehmestraße 13
99423 Weimar
Jurybeurteilung:
„Aus einem der ältesten Häuser im Zentrum Jenas aus dem Jahr um 1300 ist nach der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten eine beeindruckende Kombination von moderner und historischer Baukultur entstanden. Dabei überzeugen die speziellen Ingenieurleistungen im Zuge der Tragwerksplanung genauso wie die gesamte Entwicklung des Projektes.
Bei der Bewertung der Ingenieurleistungen steht zunächst im Vordergrund, dass das historische Bauwerk weitestgehend erhalten blieb und eine nachhaltige Nutzung durch die Verwendung moderner technischer Lösungen mit ästhetischen Übergängen von historischen zu modernen Konstruktionen möglich wurde. Dabei umfasste die ingenieurtechnische Sanierungsplanung ebenso die aufgrund der beengten Platzverhältnisse komplizierte Baustellenlogistik. Planung, Durchführung und Überwachung notwendiger Unterfangungsarbeiten und die statische Sicherung in den einzelnen Bauzuständen unter der Maßgabe, die Konstruktion der historischen Bausubstanz weitgehend sichtbar zu erhalten, wurden mit auf dieses Projekt speziell modifizierten Lösungen realisiert. Die Planung von Arbeiten in engen Kellergewölben, die zur Sicherung des Bauwerkes aufgrund von Lastumlagerungen notwendig wurden, sind ingenieurtechnisch ohne negativen Einfluss auf die historische Bausubstanz umgesetzt worden. Dabei sind Sanierungsmethoden zum Einsatz gekommen, mit denen man im Freistaat Thüringen kaum Erfahrungen hatte oder die bei diesem Projekt erstmals in Thüringen eingesetzt wurden.
Durch die optimale Verknüpfung der einzelnen ingenieurtechnischen Fachdisziplinen ist es gelungen, historische mit modernen Elementen zu verbinden, ohne den ursprünglichen Charakter des baukulturell wertvollen Gebäudes zu verändern. Die offenen alten und neuen Konstruktionen ermöglichen einen eindrucksvollen Einblick in die unterschiedlichen ingenieurtechnischen und tragwerksplanerischen Herangehensweisen und Entwicklungsstände und wie sie sich im Zusammenhang mit der Verwendung neuer Baustoffe in den letzten Jahrhunderten verändert haben. Die Jury entschied einhellig, diese Leistung mit dem Staatspreis für Ingenieure 2015 zu würdigen.“